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Wiki

Hier entsteht aktuell unser Wiki. Wir stellen diese Seite momentan als BETA Version zur Verfügung. 

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Die Wikiseite wird aus den Artikeln der Zeitung Berlinerhoeren entnommen.  Die Artikel kommen von folgenden Redakteueren:

  • Björn Haase: arbeitet ehrenamtlich mit im Verein seit 2014 und ist momentan im Vorstand. Technikaffiner Gadgetliebhaber, ehrenamtlicher Trainer für Kinderhandball und leidenschaftlicher Vater.

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Induktives Hören

Die meisten Hörhilfen wie Hörgeräte und Hör-Implantate besitzen einen Empfänger für die induktive Höranlage, die sogenannte T-Spule direkt im Gerät. Identische Bezeichnungen dafür sind auch Tele-Spule oder Induktiv-Spule. Diese Technik gibt es unverändert schon sehr lange und sie ermöglicht eine direkte Ankopplung der empfangenen Signale an den Hörhilfe. Dies bedeutet, dass die Signale direkt von der Quelle auf die Hörhilfe gehen und damit vor allem störende Nebengeräusche minimiert werden. Die in Hörhilfen eingebauten T-Spulen sind in ihrer Qualität abhängig von der Lage und Ausrichtung im Gerät. T-Spulen müssen vom Akustiker aktiviert und korrekt eingestellt werden.

Ein Sender ist also zum Beispiel ein Telefon. Diese haben sich im Laufeder Jahre geändert, sodass heutzutage oftmals nur spezielle Telefonhörer hörgerätekompatibel sind. Selbst eine große, bekannte Telefonfirma verlangte vom Verein sage und schreibe 180,00 € mehr für einen Telefonhörer mit Induktion. Es gibt aber auch heute noch schnurgebundene Telefone, deren Telefonhörer ohne speziellen Zusatz mit eben dieser T-Spule verwendet werden können. Hier muss leider die Kompatibilität jedes Mal vorher getestet werden oder eben auf einen extra ausgewiesenen Hörer zurückgegriffen werden. Es existieren aber auch Handys mit eben dieser Technik. Die am besten dafür geeigneten Handys weisen ein T4 /M4 auf:

Bei T4 kommt das Signal der Handys stark und sauber auf der Induktionsspule der Hörhilfe an, bei M4 wer- den die Funkverbindungsgeräusche minimiert.

Mit Telefonen, die also mit M4 /T4 ausgewiesen sind, ist es sehr gut möglich, induktiv zu telefonieren. Mich persönlich stören bereits die Kategorien M3 (zu viele Funkstörgeräusche) und T3 (zu leise). Die genauen Spezifizierungen sind auf den jeweiligen Herstellerseiten zu finden oder über Internet- Suchmaschinen unter „M4 T4“.

Eine Ringschleifenanlage ist eine technische Einrichtung in Veranstaltungsräumen oder Kirchen, die akustische Signale auf die T-Spule überträgt. Identische Bezeichnungen dafür sind auch Induktionsanlage und Induktionsschleifenanlage.

Beim IFHOH-Kongress gab es nicht nur Vorträge über den Nutzen und die Notwendigkeit sowie über die Technik und die Verteilung der Ringschlaufen, sondern auch Vorträge über die Technik der Verlegung und die visuelle Darstellung eines Funktionstests.

Laut einem Vortrag dauert die Verlegung von Ringschleifen in einem großen Saal normalerweise 10 Tage. Diese Dauer überraschte mich sehr, da ich selber wohl auch die enormen Anforderungen unterschätzt habe, die der Einbau einer Ringschleifenanlage mit sich bringt: Der Abstand des verlegten Kabels darf zur Induktionsspule der Hörhilfe nicht höher sein als 3 Meter. Daher müssen die Kabel vergleichsweise eng gelegt werden. Auch müssen eventuelle Störquellen minimiert werden. So ist es nachvollziehbar, dass auch bekannte Kulturhäuser aus Kostengründen nur teilweise mit Induktionsschleifen bedacht worden sind.

Selbst in der neuen Hamburger Elbphilharmonie gibt es – wie ich herausgehört habe – nur einen kleinen Teilbereich, in dem diese Unterstützung verfügbar ist. Viele Veranstaltungsräume wurden bereits mit Ring- schleifen ausgestattet. Es ist jedoch für Hörgeschädigte schwer zu erkennen, ob die Anlage einwandfrei funktioniert. Ein weiteres Problem besteht darin, dass viele Bedürftige (mich eingeschlossen!) sich nicht früh genug melden und Mängel wie zu leise, gestörte oder nicht aktivierte Einstellungen anzeigen. Auf dem Kongress wurde ein optischer Aufsteller angeboten, der bei Funktion grün leuchtet, bei Nicht-Funktion rot blinkt. Dies wäre zumindest ein Anfang, da es Berichten zufolge immer wieder keinen mängelfreien Betrieb trotz guter Ausstattung gibt.

Ein weiterer möglicher „Sender“ ist die Hörschleife für den Hals. Dazu zunächst eine kleine Anekdote: Ich war stolzer Besitzer einer der ersten Hörschleifen mit Verbindung zu einem Telefon. Das Mikro befand sich unter dem Pullover und die Hörschleife trug ich um meinen Hals. Wenn ich sprach, war es für meine Umgebung nicht ersichtlich, dass ich gerade telefonierte. Die verwirrten Blicke der Passanten auf der Straße waren sehr erheiternd.

Die Hörschleife für den Hals hat meines Erachtens den Hörbügel abgelöst, der neben die Hörhilfe geklemmt wird. Es gibt diese Halsringschleifen sogar mit Funkverbindung über Bluetooth, mit denen es nicht nur möglich ist zu telefonieren, sondern auch Musik oder Hörspiele zu hören. Auch oder gerade bei den sogenannten FM-Anlagen werden immer noch Hörschleifen verwendet. FM-Anlagen haben überwiegend ein Mikrofon als Sender und einen Empfänger mit angeschlossener Induktionsschleife.

Am besten sind sie den mit Hörhilfen ausgestatteten Schüler /innen bekannt, da über diese die Stimmen der Lehrer /innen deutlich zu verstehen sind. Bei Erwach- senen sehe ich FM-Anlagen leider selten. Sie sind

zu teuer, die Anschaffungskosten werden oft nur bei Minderjährigen von der Krankenkasse übernommen und der für mich entscheidende Faktor ist zudem, ob es mehr als einen Sprecher gibt und somit das Mikro- fon ständig herumgereicht werden muss.

Streamer übermitteln Tonsignale per Mikro oder mit einem Stecker, der irgendwo angeschlossen ist, über Funk. Sie sind sehr beliebt, da induktive Höranlagen sich aus verschiedenen Gründen leider nicht weiterentwickelt haben. Folgende Nach- teile der Hörschleifen haben oftmals die Streamer nicht: • Es wird nur ein lächerlich kleiner Frequenzbereich übertragen. Selbst für ein Sprachverstehen ist dieser nicht ausreichend.

  • Die geringe Distanz und die Abhängigkeit der Entfernung zwischen Sender und Empfänger und der Lautstärke.
  • Sie haben nur einen Kanal und können so kein Stereo bieten.
  • Ab einer bestimmten Lautstärke wird gekappt.
  • Bei eingeschalteter Spule kommen auch unerwünschte Töne an (Störungen durch Fremdmagnetfelder).

Einen entscheidenden Nachteil haben jedoch auch Streamer: Jeder Hersteller von Hörhilfen hat eigene Streamer und so sind die Geräte untereinander in- kompatibel. Die Krankenkassen unter- stützen die Anschaffung von Streamern nur selten durch Zuschüsse.

Auf der Titelseite der SVB-Nachrichten ist zu sehen, dass die kupferne T-Spule, die direkt vor dem Verstärker sitzt, einen großen Anteil des Platzes in der Hörhilfe einnimmt.

Bei induktiven Ringschleifen als räumliche Anlage und bei Halsringschleifen ist es eben diese kleine T-Spule, die den Hörhilfeträger sehr stark unterstützen kann. Wichtig ist eine funktionierende Übertragung! Die T-Spule muss vom Akustiker aktiviert und optimal eingestellt sein. Induktive Höranlagen müssen fachgerecht installiert und funktionsfähig sein.

Es kann meines Erachtens nicht sein, dass die Hörschlaufen nur in einer Gruppe von Schwerhörigen oder bei speziell angebotenen Vorträgen vorhanden sind und nur auf Nachfrage funktionieren. Bitte fragen Sie bei Vorträgen und Veranstaltungen nach Unterstützung für Schwerhörige und zeigen Sie an, wenn angebotene Hörunterstützungen gestört sind. Das dies sehr gut gelingt, zeigt das Jüdische Museum Berlin: Dort wurde auf Anfrage eines amerikanischen Gastes der Audio-Guide auch mit Induktiver Halsschlaufe ausgestattet UND der Schwerhörigen-Verein Berlin e.V. wurde zum Testen eingeladen.

Tinnitus

Ohrgeräusche sind akustische Fehlinformationen die im Innenohr und in den Schallverarbeitenden Hörzentren erzeugt werden. Dem Gehirn gelingt es offenbar nicht diese wegzufiltern. Wie gut eine Geräuschgewöhnung funktioniert, hängt erheblich von der Art der Pfeiftöne ab. Jeder Tinnitusist anders, Ohrgeräusche werden in unterschiedlichen Tönen und Qualitäten wahrgenommen, bei einzelnen Patient*innen können die Seiten und die Intensitäten wechseln. Manche Betroffene empfinden einen Druck und sind zusätzlich geräuschüberempfindlich.

FM Anlagen

Anlagen, die ein Mikrofon, einen Sender, einen Empfänger und einen Hörer haben – diese kenne ich und auch viele andere Schwerhörige als FM-Anlagen. Kennen gelernt habe ich sie als sogenannte Mikro­portanlagen, dies ist jedoch ein geschützter Marken­name von Sennheiser. Ich habe sie schon als Kind vor über 30 Jahren in der Schule getragen und damit die Stimme meiner Vorschullehrerin direkt im Ohr gehabt. Auch heute unterstützen mich moderne FM-Anlagen, sowohl auf Arbeit als auch privat. Jede/r Träger/in von Hörhilfen profitiert von FM-Anlagen und sollte eine bekommen. 

Es wird immer von FM-Anlagen gesprochen. FM bedeutet hier eigentlich Frequenz Modulation (engl. Frequency Modulation) und ist ein Ausdruck, den meines Erachtens eigentlich nur Physiker und Hersteller verwenden. Erst vor kurzem habe ich die im Deutschen passendere Übersetzung Funkmikrofon gehört. Im juristischen wird wohl die sogenannte Übertragungsanlage verwendet.

Ich möchte kurz schildern, warum Hilfs­mittelträger auf jeden Fall von einem Funk­mikrofon während eines Vortrages profitieren. Der Sprachschallpegel eines Dozenten beträgt um die 65 dB in einem Meter Entfernung. Dieser Pegel nimmt mit jeder Verdopplung des Abstandes um 6 dB ab. Na­türlich könnten wir jetzt unsere Hörgeräte bzw. unsere CIs lauter machen, um 4 m entfernt die 53 dB des Sprechers wahrzu­nehmen. Die Herausforderung besteht in der Grund­lautstärke in einem Raum, sie beträgt 50 dB, selbst bei geschlossenen Fenstern und absoluter Ruhe aller Anwesenden.

Zudem verstehen Guthörende angestrengt 50% der Wörter, wenn der Störlärm 5 dB lauter ist als die Sprache. Schwerhörige sind sehr oft glücklich, wenn sie die Hälfte der Wörter verstehen, wenn die Sprache 5 dB lauter ist als der Störlärm. Das Funkmikrofon reduziert also gegenüber dem Hörgerätmikrofon die Störeinflüsse und lässt deshalb den Gesprächspartner „direkt ins Ohr” sprechen. 

Die meißten Funkmikrofone übertragen mittlerweile digital. Die digitale Übertra­gung benutzt die gleiche physikalische Übertragung wie die analoge. Die Signale werden aber mathema­tisch zum Nötigsten verkleinert, als Daten übertragen und beim Empfänger wieder hörbar gemacht. So können auf gleichem Wege mehr Daten übertragen werden. Darüber hinaus können diese Daten – sind sie einmal in digitaler Form vorhanden – bearbeitet werden. So gibt es besser hörbare, verständlichere, schwerer zu störende Signale. Und moderne digitale Geräte übertragen mittlerweile latenzarm, also fast so schnell wie der Luftweg. So wird kein Echo mehr wahrgenommen, wenn beide Signale über das Hör­gerät- oder CI-Mikrofon und über das Funkmikrofon gehört werden. 

Der Hörer kann eine Induktions­schlaufe, ein Induktionshaken, eine Induktionsanlage, ein Streamer oder auch ein normaler Kopfhörer sein. Beim Testen von neuen Anlagen habe ich sowohl für den Verein als auch privat und beruflich gemerkt, dass das eigentlich Entscheidende bei den FM-Anlagen das Mikrofon ist. (->Hörer)

Ich möchte mich hier auf die Handhabbarkeit beschränken, da die Hersteller immer mehr versuchen, gute Mikrofone in kleinere Gehäuse zu packen. Mit dem Mikrofon bei der FM-Anlage meine ich hier das Mikrofon plus den Sender. Ich bin mir sicher, alle Schwerhörigen kennen diese Umhänge-Mikrofone oder haben zumindest soetwas schon mal gesehen. In meiner Kindheit waren diese auch noch mit einer Antennenschnur oder -stummel ausgestattet. Mittler­weile geht aber der Trend hin zu Tischmikrofonen. Der entscheidende Vorteil an kleinen Tischmikrofonen ist der praktische und mühelose Gebrauch, denn die Gesprächspartner müssen kein Mikrofon mehr rum­geben. Auch braucht nicht jeder Gesprächspartner ein eigenes Mikrofon, in das gezielt reingesprochen werden muss. Dies ermöglicht eine viel entspanntere Gesprächsführung und führt zu einer allgemein höhe­ren Akzeptanz. In meiner Studienzeit hätte ich liebend gerne ein solches Mikrofon auf dem Dozententisch gehabt, denn ich hatte mich damals nicht getraut, denen eins umzuhängen… Aktuell wird bei Tisch­mikrofonen versucht, die Sprachrichtung bestimmter Sprecher oder die lauteste Stimme gezielt zu fokussieren. Doch diese Vorhaben stehen noch am Anfang.

Auch wenn nach den Hilfsmittelrichtlinien sogenannte Übertragungsanlagen verordnungsfähig sind, ist es oftmals ein schwerer Weg. Kranken­kassen lehnen es oft ab und erst nach dem Wider­spruch haben nur manche Kläger Erfolg. In der Hilfs­mittelrichtlinie heißt es: „Übertragungsanlagen sind (altersunabhängig) zur Befriedigung von allgemeinen Grundbedürfnissen des täglichen Lebens zusätzlich zu einer erfolgten Hörhilfeversorgung oder CI-Versor­gung verordnungsfähig, zum Beispiel […] zur Ver­besserung des Sprachverstehens in jedem Alter, wenn trotz bestmöglicher Hörgerätanpassung im gesamten täglichen Leben kein ausreichendes Sprachverstehen erreicht wird.” Sie sind „verordnungsfähig […], wenn bei […] Normalhörigkeit eine Einschränkung des Verstehens im Störschall besteht”. Doch für Hilfsmit­telträger besteht überhaupt keine Einschränkung im Störschall. Da also nur „Übertragungsanlagen, sofern sie nicht zur Befriedigung von allgemeinen Grund­bedürfnissen des täglichen Lebens eingesetzt werden […]“ von der Verordnungsfähigkeit ausgeschlossen sind, sehe ich FM-Anlagen für jeden Hilfsmittelträger als Notwendigkeit an.

Mein zusätzlicher Tipp an Berufstätige ist, eine FM-Anlage bei der Rentenversicherung, dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (LaGeSo) oder der Arbeitsagentur zu beantragen, bei Letzterem war ich persönlich erfolgreich.

Letzte Änderung am 30.12.2022